11. Juli 2008

Meine süßen kleinen Kinder, die ich schon so sehr vermisse...

...wirklich, ich wache mit dem Gedanken an Indien auf und gehe auch wieder mit dem Gedanken an Indien ins Bett, nachdem ich mir fast jeden Abend ein paar Fotos von den Kids angeschaut habe. Ich wünschte ich wäre noch dort. Vor allem wenn mich die Leute so blöd angucken und dumme Bemerkungen ("toller Sonnenschutz!") machen, wenn ich etwas auf dem Kopf trage. Oder wenn ich in den Schrank gucke und einfach nicht mehr verstehe, wieso in aller Welt wir so viele Tassen haben. Da fühle ich mich fast schon wie eine Fremde, im eigenen Land. Es ist einfach eine ganz andere Welt. Aber keine Sorge, ich bin schon wieder dabei, mich einzuleben. Auch wenn ich dabei das Gefühl habe, mir geht diese Wärme verloren, die ich dort so oft erfahren habe...Nun möchte ich euch eine Bildershow mit den Gesichtern und Gesängen meiner Kinder zeigen. Erfreut euch daran, genießt die Farben, die großen Kinderaugen... es soll aber auch ein bisschen zum Nachdenken anregen... oder zum Spenden ;-)

Empfänger: Jesuitenmission

Bank: Liga Bank Nürnberg
BLZ: 750 903 00

Konto: 5115582

Verwendungs-
zweck: "3849 Ruth Adler"

Bitte geben Sie beim Verwendungszweck auch noch Ihre vollständige Adresse an. Eine Spendenquittung wird zugesandt.

25. Juni 2008

Welcome home! ... ehm... nein?!!... noch nicht...

Tja liebe Freunde, leider muss ich euch mitteilen, dass ich immer noch in Indien bin. Und zwar ganz unabsichtlich... nein, auch wenn es zu mir passen wuerde, ich habe nicht mein Flugzeug verpasst. Ich war ganz ueberpuenktlich 4 Stunden vor Abflug am Flughafen. Vor ein paar Wochen wurde 40km ausserhalb von Bangalore ein neuer Flughafen eroeffnet, der ist (noch) so neu und so sauber und so professionell, gar nicht indisch-dreckig-chaotisch, so dass ich dort fast schon einen kleinen Kulturschock bekam ;-)

"Ein spiegelblanker Fussboden ohne ein Kruemelchen Staub, die wenigen Leute sitzen vereinzelt zivilisiert auf den Stuehlen und liegen nicht massenweise auf dem Boden, kein Laerm, keine Verkaeufer, keine Bettler,... Ich fuehle mich wirklich komisch, als ob alle "indischen" Erinnerungen in dieser "sterilen" Umgebung unaufhaltsam entschwinden, so wie dir Wasser unaufhaltsam aus den Fingern rinnt. Mit der Zeit werde ich schlaefrig und nicke ab und zu ein. Bis ich merke, dass der Emirates-Schalter offen hat. Ich stelle mich in die Schlange und bibbere, dass mein Koffer nicht zu schwer sein wird, denn ich hatte keine Moeglichkeit ihn zu wiegen und Uebergewicht kostet 30 Euro pro Kilo. Aber als ich ihn dann aufs Band hieve, zeigt die Waage 22,5kg an und mir faellt ein Stein vom Herzen. Ich bekomme einen Fensterplatz, juhuu, muss aber nach dem Check-in noch eine bloede Flughafengebuehr zahlen... ok, dann Treppe rauf zum Gate... ich bin schrecklich muede, habe Muehe nicht im Stehen einzuschlafen... oh, erst durch die Immigration-Passkontrolle... nichtsahnend reiche ich ihnen meinen Reisepass... und sie fragen mich nach irgendwelchen Papieren, aber ich raff nix... hab keine anderen Papiere. Sie sagen, mir wuerde die Ausreise verweigert. Schock. Wieso, weshalb, warum, verdammt, das kann nicht sein.... Ist das ein Alptraum? Ich werde zu einem Schreibtisch gefuehrt, der etwas abseits steht. Dort sitzt ein Mann, der mir die Sache zwar halbherzig, aber doch etwas genauer erklaert. Wenn ich laenger als 6 Monate (ich bin seit 7 Monaten dort) in Indien bleibe, muss ich mich registrieren lassen (auch wenn ich ein Visum fuer ein Jahr habe) und das hab ich nicht getan. Ich wusste es nicht, denn ich hatte ja eigentlich geplant, nur 6 Monate zu bleiben und hab dann ganz spontan noch einen Monat verlaengert. Sie sagen mir, ich duerfe erst fliegen, nachdem ich mich registriert habe lassen und das waere erst morgen bei der Polizei in Bangalore moeglich. Na super. Mein Flug geht doch in 2 Stunden. Die Leere, die sich aufgrund des Schocks in mir ausgebreitet hat, weicht einer aufkommenden Panik. Soll mein Flugzeug etwa ohne mich fliegen? Wie soll ich denn dann nach Deutschland zurueckkommen? Shit mann, ich will nach Hause. Irgendwann machen sie mir klar, ich koenne dann morgen fliegen, es waere kein Problem, den Flug nochmal zu verschieben. Puh. Wenigstens muss ich keinen neuen Flug bezahlen. Nun gut, es bleibt mir wohl nix anderes uebrig, als nach Bangalore zurueckzugehen. Mein Koffer wird zurueckgeholt und auch die Flughafengebuehr wird mir zurueckerstattet. Ploetzlich ueberkommt mich eine schreckliche Muedigkeit und ich beschliesse, die restliche Nacht am Flughafen zu pennen, weil ich nicht mitten in der Nacht in Bangarole rumgeistern moechte und auch meine Freunde nicht zu sehr schocken moechte, indem ich mitten in der Nacht vor ihrer Tuer auftauche...''

Ja und nun muss ich mich also mit der indischen Buerokratie rumschlagen, renne vom Foreigners Registration Office zur Polizeistation und zurueck und muss haufenweise Papiere ausfuellen, luegen und Schmiergeld zahlen, Passfotos und tausend Kopien machen und zwischendurch natuerlich ueberall stundenlang warten... Gott sei Dank helfen mir meine Freunde, denn allein haette ich das bestimmt nicht alles auf die Reihe gekriegt. Meinen Flug hab ich nun auf den 27. Juni verschoben, denn das zieht sich eben alles doch etwas laenger als einen Tag... ich hoffe wirklich, dass bis morgen abend alles geregelt ist, ich dann endlich fliegen kann und am Freitag um 13.15 Uhr nach genau 7 Monaten und 3 Tagen in Frankfurt wieder deutschen Boden betreten kann...
Auch wenn sich das jetzt vielleicht so anhoert, hab ich nicht wirklich auf den Tag gewartet, an dem ich wieder in Deutschland sein werde. Dazu hab ich Indien und seine Menschen viel zu lieb gewonnen. Ich konnte nicht glauben, dass meine Zeit in Indien schon um ist und war wirklich schrecklich traurig ueber den Abschied. Jetzt, da ich eigentlich schon wieder zurueck in Deutschland sein sollte, kann ich kaum glauben, dass ich immer noch hier bin und merke, dass ich mich doch darauf freue, wieder nach Hause zu kommen.

22. Mai 2008

Hab ich eigentlich schon irgendwann einmal erwaehnt,

... dass ich meinen Rueckflug auf den 24. Juni 2008 verschoben habe?? Kann mich nicht so leicht von Indien trennen und am liebsten wuerde ich noch laenger da bleiben ;-)
Momentan sind Benni und ich in Mumbai, nach ein paar Tagen am Strand in Gokarna, und heut abend gehts auch schon weiter nach Rajasthan. Uns gehts bis auf ziemlich laestigen Durchfall sehr gut, bis jetzt sind wir noch nicht geschmolzen in der gluehenden Hitze.

14. Mai 2008

Summer Camp 2008






Die Zeit hat einfach zu rasen begonnen, ich kann kaum glauben, dass mein letzter Bericht schon soo lange her ist. Anfang April haben die grossen Sommerferien hier begonnen, aber ein paar Kinder mussten bis zu einer Woche laenger im Hostel bleiben, da die Eltern das Schulgeld (ca. 55 Euro fuer das ganze Jahr) nicht zahlen konnten, denn erst nach dem Bezahlen durften sie ihre Kinder mit nach Hause nehmen. Ich war etwas wuetend und enttaeuscht, da man mir naemlich vorher immer gesagt hat, wenn die Eltern nicht zahlen koennen, muessen sie nicht oder nur teilweise zahlen. Und die Kinder waren so traurig, ich habe so viele Traenen gesehen. Und doch war dies in gewisser Weise vielleicht meine schoenste Woche im Hostel. Denn ich versuchtemit Mal-, Bastel- und Spielaktionen die Kinder aufzuheitern.
Endlich hatten die Kids mal den ganzen Tag Zeit zun Spielen. Und es war herrlich lustig, wir bastelten Drachen, knuepften Freundschaftsbaendchen, malten unzaehlige Bilder, bauten Boote und liessen sie im Tuempel schwimmen, spielten Kegeln und Hockey mit wassergefuellten Plastikflaschen, undundund...
Fuer mich war es natuerlich wie immer stressig, da die Kinder soo viel Aufmerksamkeit brauchen und ich war zu der Zeit die einzigste Freiwillige im Hostel, selbst die Lehrerinnen und Betreuerinnen sind nach Hause gegangen. Das heisst, ich musste auch staendig die kranken und verwundeten Kinder versorgen und zwischendurch naehen usw. Vielleicht bin ich daher auch wieder krank geworden, hatte einen Tag sehr hohes Fieber, aber es ging mir schnell wieder besser (hab inzwischen auch mal einen Bluttest gemacht, weil ich staendig Fieber bekomme, aber ich bin gesund, also nix mit Malaria oder so). Aber die Anstrengung hat sich gelohnt, die Kinder waren total happy und einer hat mir z.B. gesagt, er ist total froh dass er hier ist, weil es hier mit mir so toll waere und alle anderen Kinder, die zu Hause sind wuerden sich nur langweilen... ;-) und als er dann endlich von seinem Vater abgeholt wurde, war er ganz traurig...




Ein paar Tage danach (am 15.04.) begann das Summer Camp. William und Carolina kamen von ihren Reisen zurueck und 3 Studenten aus Bangalore (besser gesagt sie studieren in Bangalore, sie kommen aus Punjab (Nordindien), Manipur (Nordostindien) und Kenia) kamen und spaeter noch ein paar Jesuiten, die aber auch schon frueher wieder abreisten. Mit den Studenten aus Bangalore verstehen wir (Volunteers aus Europa) uns super, wir verbrachten halbe (oder auch mal ganze) Naechte auf der Dachterasse, genossen den naechtlichen Sternenhimmel und den leichten Wind (in den Zimmern kuehlt es auch nachts nicht ab, wir haben gerade Hochsommer mit Temperaturen so um die 40 Grad, man schwitzt praktisch durchgehend und ist heilfroh, wenn mal Wasser zum Duschen da ist), und unterhielten uns, der Gedankenaustausch und die Gemeinschaft mit Leuten in meinem Alter tat mir wirklich gut.



Fuer das Camp sollten eigentlich alle Kinder ab der 4. Klasse kommen, es kamen ungefaehr ein Drittel. Das Camp gestaltete sich praktisch wie Schulalltag, und doch versuchten wir den Freiraum, der uns gegeben wurde, so gut wie moeglich zu nutzen. Wir machten Projektarbeit, gingen mit den Kindern in die neu eingerichteten Labors und die Buecherei, machten Wanderungen und Ausfluege (Hoehepunkt war ein Ausflug zu einem Staudamm, alle badeten im Fluss und wir hatten viel Spass bei der Wasserschlacht), brachten ihnen Lieder bei usw. und ich bastelte natuerlich ganz viel mit ihnen. Alles mit dem Ziel, den Kindern Englisch beizubringen, damit sie verstehen lernen, was sie nachplappern, den englischen Text in ihren Schulbuechern lesen koennen, ihre Aussprache verbessern und lernen, sich auf Englisch ausdruecken zu koennen. Und ganz wichtig war auch die Vorbereitung eines Programmes am Ende vom Camp, jede Klasse uebte ein Theaterstueck und ein paar Lieder ein. Ich war "Klassenlehrerin" der 6. Klasse, meiner Meinung nach die schlimmste ueberhaupt, es war teilweise wirklich hart, aber letzten Endes hat dann doch noch alles geklappt. Die Kinder sind es gewoehnt, geschlagen zu werden und da sie ganz genau wissen, dass wir das nicht tun, tantzten sie uns auf der Nase herum. Ab ca. der Haelfte des Camps gab mir Eric eine andere Arbeit, ich malte mit einem Jesuit Bilder an die Waende der zukuenftigen Kindergarten- und Vorschul-Raeume. Nebenher uebte ich nur noch das Theaterstueck mit meiner Klasse. Gestern war dann die Auffuehrung, ich uebernahm die Dekoration der Halle und die Gestaltung des Buehnenbildes, gleichzeitig musste ich meine Kids verkleiden, doch die hatten teilweise ihre Kostueme im Hostel vergessen oder weigerten sich die Kostueme anzuziehen, jeder fragte mich nach irgendetwas und ich, total im Stress, hab halb die Nerven verloren... Und doch waren am Schluss alle begeistert. Zuschauer (speziell die Eltern der Kinder) sind ausser den Pannur-Kids nur sehr wenige gekommen, aber die Auffuehrung wurde gefilmt und wird im oertlichen Fernsehen zeigt.

Ich kann kaum glauben, dass das Camp schon vorbei ist, die 4 Wochen vergingen wie im Flug.


Seit dem 10.05. ist mein Bruder Benni zu Besuch, ich hab mich riesig gefreut ihn wieder zu sehen und in ein paar Tagen geht es dann auf grosse Reise, juchee.

Bis bald, liebe Gruesse aus dem heissen Indien, eure Ruth

27. März 2008

500 m Weg ...

... zwischen Schule und Hostel. Die Sonne knallt erbarmungslos auf mein Hirn.
Hab den Morgen zuerst mit den “Chicken-Pox”-Kindern (Windpocken!) verbracht, wir haben gemalt und die Bilder an die Wand gehaengt, dann war ich in der Schule. Dort steht eine uralte Naehmaschine, natuerlich ohne Strom, sondern mit Fusspedal. Mit dieser hab ich ein paar von 60 Stoffhuellen genaeht fuer die “maps” (Tabellen mit Voegeln, Blumen, Alphabet, Mathe, Landkarten,…) in der Buecherei. Das System um den Oberfaden auf den Unterfaden zu faedeln ist total verrostet und somit musste ich ersteinmal ewig Faden auf das kleine silberne Unterfadenroellchen wickeln...
Es ist Mittag. Alle Kinder kommen mir vom Hostel entgegen.
“Good afternoon”
Irgendwie hab ich es mit der Zeit mal wieder verpeilt oder sie haben die Zeiten wieder geaendert, ohne dass ich es mitgekriegt habe. Jedenfalls sind alle schon mit dem Mittagessen fertig.
“Good afternoon”
Naja, macht nix, das Essen wird auf mich warten.
“Good afternoon”
Die Kinder gruessen mich, ich sage mindestens 100 Mal “Good afternoon”, in verschiedenen Stimmlagen, damit es nicht langweilig wird.
"Good afternoon".
Manche Kids sagen “Good morning” oder “Good evening”. Ich muss lachen. Einige verpeilen es wirklich, aber es gibt auch ein paar Spassvoegel unter ihnen.
“Good afternoon”.
“Miss, beating” kreischt es mir da entgegen und ich versuche auf die schnelle Streit zu schlichten.
“Good afternoon”.
Einer weint, ich versuche ihn zu troesten und herauszubekommen, warum er weint, aber er geht einfach nur schluchzend weiter. Pavitraj erklaert mir, er muesse schnell zur Schule, wegen “Exam”.
“Good afternoon”.
Einem humpelnden Jungen muss ich versprechen, ihm spaeter einen Verband zu machen.
“Good afternoon. Good afternoon”.
Ach herrlich, ich liiebe diese Kinder einfach!

23. März 2008

Frohe Ostern


euch allen! Ich hoffe ihr habt einen schoenen Festtag und euch gehts gut. Mir gehts super, gestern sind meine Oma und meine Schwester wieder nach Hause geflogen. Wir hatten eine echt schoene Zeit miteinander. Vor allem dass Oma mit dabei war, fand ich echt cool. Wir hatten viel zu lachen und die Inder waren immer ganz ueberrascht zu hoeren, dass es unsere Oma und nicht unsere Mutter ist.

Zuerst verbrachten wir ein paar Tagen in der Loyola School (die jetzt uebrigens in St. Xaviers School umbenannt worden ist), dort wurden die riesigen Koffer geleert, die sie mitgebracht hatten. Zu Hause sind naemlich 200 Kuscheltiere gesammelt worden (hauptsaechlich in der Alois Henhoefer Schule, hier ein riesen Dankeschoen alle, die ein Kuscheltier gespendet haben) und die haben wir dann an die Kinder verteilt. Ihr koennt euch gar nicht vorstellen, wie sehr sie sich gefreut haben! Und wie dankbar sie waren, dass Kinder aus dem fernen fernen Deutschland ihnen aus Liebe ein Kuscheltier geschenkt haben, obwohl sie sie gar nicht kennen. Es war wirklich eine wunderbare Ueberraschung fuer sie. Mit strahlenden Augen kam Sharana Basava an und verkuendete, seine "doll" (das heisst eigentlich Puppe, aber die Kinder kannten kein Wort fuer Kuscheltier) heisse "King" und haette morgen Geburtstag. Nithin baute aus einem Pappkarton ein Auto, in das er sein Kuscheltier hineinsetzte, mit einer Schnur zum Ziehen dran.


Veeresh bastelte sogar eine Schaukel... usw. Sie waren wirklich begeistert und wir waren ueberrascht, welch Kreativitaet so ein kleines Kuscheltierchen in diesen Kindern weckte.

Dann gingen wir nach Pannur, aber dort waren keine Kinder. Ueber die Haelfte ist naemlich krank geworden und so wurden alle nach Hause geschickt, damit die anderen sich nicht auch noch anstecken. Mit der Zeit trudelten die auskurierten Kinder wieder ein. In Pannur genossen wir die Stille und den Frieden, erkundeten die Gegend und besuchten das naechste Dorf. Ueberall wurden wir freudig begruesst und einige luden uns zum Essen ein, Rebekka und Oma staunten ueber die Gastfreundschaft dieser armen Menschen. Waehrend wir in Pannur waren, studierten wir auch fleissig unsere Reisefuehrerund planten (zumindest den ersten Teil) unserer Reise.

Und so ging es samstags los, 5 Stunden Busfahrt nach Hampi. Ricardo, ein spanischer Artzt, der in den vorherigen 4 Wochen die Menschen in den Doerfern verarztet hat, begleitete uns und William, der franzoesische Volunteer, kam auch noch ganz spontan mit.


In Hampi gab es viele alte Tempelruinen zu besichtigen, das war echt schoen. Und obwohl es sehr touristisch war, hatte der Ort eine ganz eigene Atmosphaere und es war allein schon interessant, die Touristen zu beobachten. Am Sonntagmorgen sahen wir der Tempelelefantendame Lakshmi zu, wie sie ein Bad im Fluss nahm.


Ricardo und William verliessen uns am Sonntagmorgen und wir setzen unsere Reise am Monatg fort, fuhren mit dem Bus nach Badami. Unser erster Eindruck war, dass dies eine haessliche, laute, stinkende Kleinstadt waere, doch am naechsten Tag, als wir durch die Gassen schlenderten auf der Suche nach den Hoehlentempeln, wurden wir eines besseren belehrt.


Die Hoehlentempel waren beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die Hindus das vor knapp eineinhalb Jahrtausenden aus dem Felsen gehauen haben, aber noch schoener fand ich die Landschaft, die Felsen, die Aussicht auf Badami und den Stausee, in dem haufenweise Frauen ihre Waesche wuschen, wobei das Klopfen der Waesche an den Felsen widerhallte...


Unser naechstes Ziel war der kleine Bundesstaat Goa, beruehmt fuer seine schoenen Straende und Partys, als wir dort ankamen, total fertig von der halsbrecherischen Busfahrt, wurde ich ersteinmal von einem Hund gebissen. Nicht schlimm und es hat auch nur minimal geblutet, aber ich bin eben nicht gegen Tollwut geimpft. Der Hund zum Glueck schon, aber reicht das? Wir haben dann doch noch einen Arzt um Rat gefragt, und der hat mir die Entscheidung, ob ich mich noch impfen lassen will, freigestellt... naja, ich habs dann nicht gemacht, obwohl ich mich hinterher gefragt habe ob es unverantwortlich war, aber ich hab eben was von meiner impfgegnerischen Mutter geerbt und manchmal ein ziemlich grosses Gottvertrauen... Laut Hundebesitzer, den wir letzte Woche anriefen, da ich Fieber hatte, gehts dem Hund aber gut und auch mein Fieber ist so schnell wieder verschwunden wie es gekommen ist.
In Arambol (Nord-Goa) verbrachten wir vier Tage am Strand, faulenzten, shoppten in den unzaehligen tollen Geschaeftchen, lernten Leute kennen (besonders Jose, der uns beherbergte, ein richtiger Lebenskuenstler der aussieht wie Robinson Crusoe)


oder trafen sie zufaellig wieder (Ryuta, ein Kalifornier, den ich in Hampi kennenlernte und der in Bangalore studiert)...

Danach mussten wir nocheinmal einen Zwischenstop in Manvi machen, um die grossen Koffer nach Bangalore zu bringen. In Bangalore wurden wir von Anus (eine Freundin, die ich in Pannur kennenlernte) Familie ganz lieb beherbergt und versorgt, wir machten eine Tagestour nach Mysore, wo ein ziemlich beeindruckender Palast steht und brachen nach 2 Uebernachtungen in Bangalore nach Kerala auf, ein Bundesstaat ganz im Suedwesten Indiens.

In Kochin sahen wir Kathakali, ein traditioneller indischer Tanz, ich fand es toll, waehrend Oma jedoch dabei eingeschlafen ist...

Wir machten eine Backwater-Tour, das war echt unbeschreiblich herrlich. Auf Booten wie diesen


durch eine wunder-wunderschoene Flusslandschaft geschippert werden und Bilder wie im Traum geniessen... Selten sah man mal ein Haeuschen am Ufer stehen oder traf auf ein anderes Boot, aber ansonsten nur Gruen und Voegel, ab und zu eine Kuh oder interessante Fruechte wie Mangos, Pfeffer, Jack-Fruits, Ananas, Kakao, Bananen, Kokos, Kardamon, ... Kerala ist wie ein Paradies und so reich an Fruechten...

Nach Kochin landeten wir mitten im tiefsten Urwald in der Naehe von Munnar in einem ziemlich noblen Gaestehaus mit Koch und Chauffeur. Obwohl solcher Luxus hier nicht teuer ist, hatte ich anfangs doch mit meinem schlechten Gewissen zu kaempfen, das mir sagte, das was wir hierfuer ausgeben ist ein Viertel von dem, was ein Kind in der St. Xaviers School fuer ein ganzes Jahr zum Leben braucht. Aber dann war ich von allem dort so begeistert, das ich das schnell vergas...


Das aufregendste war die gigantische Landschaft mit Bergen, Urwald, Felsen, Eukalyptusbaeumen, Fluessen, Seen und Wasserfaellen, die hoechstgelegenen Tee-Plantagen der Welt und allerhand sonstige interessante Pflanzen... Und Elefanten! Wir sahen einen, der musste Baumstaemme schleppen, und auf einem anderen sind wir sogar geritten, das war echt lustig.


Ok, langsam sollte ich mal Schluss machen, damit ich nicht den ganzen Ostersonntag vor dem Computer verbringe. Momentan bin ich noch in Bangalore, habe mit Anu und ihrer Familie Ostern gefeiert, aber heute abend werde ich endlich wieder nach Manvi zurueckfahren, ich habe "meine" Kids doch so sehr vermisst und manchmal ein schlechtes Gewissen gehabt, sie so lange "alleine" zu lassen... Mir wurde auch erzaehlt, dass ein paar immer wieder nach mir fragen, wenn ich nicht da bin.

Das ist zwar jetzt etwas unpassend, da ich nur von unserer Reise und nicht von den Kindern erzaehlt habe, aber ich habe noch ein grosses Anliegen. Die Jesuitenmission in Nuernberg hat mir ein Spendenkonto eingerichtet, das Geld geht direkt an das Projekt. Falls mir jemand ein Ostergeschenk machen moechte oder sonst irgendwie ein bisschen Geld uebrig hat, duerft ihr es gerne spenden. Ich wuerde mich fuer "meine" Kids riesig freuen und die Kinder und Jesuitenpater ( Projektleiter) natuerlich auch. Es wird immer Geld benoetigt, zuallererst natuerlich um fuer die Kinder Essen und was sie sonst noch so brauchen zu kaufen und die Schulbildung zu finanzieren, zum anderen wird aber auch gerade ein Krankenhaus und eine Kirche in Pannur gebaut und in Manvi moechte man noch ein zweites Hostel-Gebaeude bauen, um noch mehr arme Kinder aufnehmen zu koennen. Das Geld wird auf jeden Fall sinnvoll eingesetzt.

Jesuitenmission
Liga Bank Nürnberg, BLZ 750 903 00
Kto. 5115582
Verwendungszweck: "3849 Ruth Adler"


Vielen lieben herzlichen Dank schon mal im Vorraus. Ich hoffe ihr seid fleissige Spender ;-)

Ich bin auch am ueberlegen, ob ich nicht so etwas wie Patenschaften arrangieren kann, wer Interesse hat kann sich ja schon einmal bei mir melden.

18. Januar 2008

Namaskara

Ja, ich lebe noch und mir geht es gut, habe mich in diesem wundervollen und anfangs doch so fremden Land eingelebt und eine Aufgabe in der Loyola School gefunden, mit der ich schwer beschaeftigt bin. Aber davon erzaehle ich spaeter, zuerst einmal moechte ich von dem Projekt hier berichten.

PANNUR JESUIT SOCIAL SERVICE CENTRE

Wie alles anfing
Im Jahre 2002 wird die Pannur-Mission gegruendet, deren Anliegen es ist "nicht den Fisch, sondern das Netz zu geben” und sich (neben Haeuserbau, medizinischer Versorgung, Selbsthilfegruppen,…) hauptsaechlich um die Schulbildung der Kinder zu kuemmern, denn Bildung ist der einzigste Ausweg aus der Armut, Unterdrueckung und Ausnutzung der Dalits. Die "Landlords" und Leute hoeherer Kasten sehen verachtend auf die Dalits herab und sorgen dafuer, dass sie aus der Gesellschaft ausgestossen bleiben. Die Jesuiten wollen den Kindern eine Chance auf eine bessere Zukunft geben, denn sie fanden die meisten Kinder in den umliegenden Doerfern statt in die Schule gehend, Kuehe huetend vor. Pro Kuh bekommt ein Kind 10 Rupien im Monat, das sind weniger als 20 Cent. Es ist nicht einfach, die Kinder aus ihrem bisherigen Leben herauszuholen und so gehen die Jesuiten mit einem Kassettenrecorder auf's Feld, um die kuehehuetenden Kinder mit sich vertraut zu machen... von der Musik angezogen kommen sie neugierig herbei, hoeren interessiert zu und fangen an zu tanzen. Damit beginnt sich ihr Leben von Grund auf zu aendern...

Heute
gehen insgesamt 500 von diesen armen Dorfkindern in verschiedenen Einrichtungen (auch in weiter entfernten Staedten) regelmaessig zur Schule. In Pannur selbst wurde ein "Hostel" gegruendet, in dem heute 43 Kinder betreut werden. Sie gehen in die staatliche Schule, bekommen im Hostel aber Zusatzunterricht, etwas zu essen und einen Platz zum Schlafen.

Auf dem Bild sind die Pannur-Kids in ihrem Klassenzimmer zu sehen. Stuehle und Tische gibt es nicht, daher sitzen sie auf dem Boden.

Da die Kinder sich praechtig entwickelten und auch ihre Leistungen in der Schule sehr zufriedenstellend waren, wollte Fr. Eric SJ (der die Pannur-Mission leitet) eine grosse, englischsprachige Schule fuer Dalit-Kinder gruenden, um ihnen eine richtig gute Ausbildung zu ermoeglichen, da die staatlichen Schulen doch oft sehr zu wuenschen uebrig lassen. Und so wurde die Loyola School (aufgrund besserer Strassenverhaeltnisse) in der Kleinstadt Manvi gebaut, 14 km vom Dorf Pannur entfernt. Dort gehen heute 423 Kinder zur Schule und von diesen wohnen 160 im dazugehoerigen Hostel (da der Schulweg zu weit waere und um sie bestmoeglichst versorgen zu koennen).

Tagesablauf in der Loyola School
5.30. Im Hostel ertoent die Glocke, woraufhin sich in den 5 Schlaafsaaelen je ca. 30 kleine Koerper unter den duennen Decken mehr oder weniger zu regen beginnen. Manche muessen regelrecht von ihren Strohmatten gezerrt werden. Muede und schlaftrunken tapsen die Kinder zum Waschraum, putzen Zaehne und besprenkeln sich ein wenig mit Wasser, was sie sich waschen nennen und dabei auch die Seife oftmals links liegen lassen, wenn sie denn eine haben. Dann kramen sie ihre Schuluniformen aus ihren Koffern, in denen sie ihren ganzen Besitz verstauen

und schluepfen in das blau-weiss gestreiftes Hemd, blaue Hose oder Rock, Guertel und Krawatte. Seit neustem gibt es sogar einen Spiegel in jedem Zimmer, vor diesem wird sich dann Kokosnussoel in die Haare geschmiert und ordentlich frisiert, damit es keinen Aerger gibt.
Ein paar Kinder muessen auch noch jeden Morgen fegen und putzen.
Um 6.30 Uhr versammeln sich dann alle Kids in dem Raum, der als Kapelle dient, zum Beten. Zuerst eine viertel Stunde lang auf Kannada, danach beginnt die Messe, die unter der Woche auf Englisch gehalten wird.
Das friedliche Beisammensitzen und der begeisterte Gesang, der mit Trommeln und Schellen begleitet wird, lassen einen kaum ahnen, dass viele der Kinder Hindus und Moslems sind. Aber man spuert doch, dass sie waehrend der Gebete etwas vereint: die Dankbarkeit. Sie beten jeden Morgen fuer ihre "benefectors and their families" denn sie wissen, dass ihr jetztiges Leben nur durch Spenden ermoeglicht wird. Es ist so ganz anders von ihrem frueheren Leben, sicherlich nicht viel einfacherer, aber etwas grundlegendes hat sich doch geaendert: Sie sind keine dreckigen kleinen Dorfkinder ohne jede Zukunftsperspektive mehr, sondern sie sind ordentlich gekleidete, selbstbewusste Schulkinder, deren Schule der groesste Gebaeude der Stadt ist (3-stoeckig, also Erdgeschoss, 1. und 2. Stock) und wenn man sie nach ihren Traeumen fragt, bekommen sie strahlende Augen und liefern meist Antworten wie Doctor, Police-man oder Teacher. ("Die Polizei war nicht gerecht in meinem Dorf, darum moechte ich Polizist werden, um in meinem Dorf fuer Gerechtigkeit zu sorgen.", "Ich bin ein schreckliches Kind, aber wenn ich gross bin moechte ich mich als Lehrerin um 10 schreckliche Kinder kuemmern.")

Nach dem Gottesdienst gibt es Fruehstueck, danach gehen die Kinder in die Schule, die ca. 500m entfernt ist, dort startet um 8.30 Uhr der Unterricht.

Loyola School, vom Hostel aus gesehen

Es gibt die Klassen LKG (Kindergarten), UKG (Vorschule) und die Klassen 1 bis 8 mit jeweils zwischen 21 und 52 Schuelern.
Um 9.30 Uhr gibt es eine "Assembly", alle Schueler stellen sich in Reih und Glied vor dem Schulgebaeude auf, singen und beten, lesen die Ueberschriften aus der Zeitung vor, singen die Nationalhymne, den Geburtstagkindern wird gratuliert, danach gehen alle wieder in ihre Klassen.
Zwischen 12.30 und 13.20 Uhr ist Mittagspause, die Hostel-Kids laufen zum Hostel, die anderen setzen sich vor die Schule auf den Boden und essen ihren mitgebrachten Reis.
So wird hier gekocht

Kurz vor 16 Uhr gibt es nochmal eine kurze Assembly mit Gebet und Gesang, dann ist die Schule aus. Fuer die Hostel-Kinder gibt es danach "Tindi" (Kekse oder irgendetwas anderes kleines zu essen), dann holen sie ihre Wassereimer fuer "watering", sie muessen ihre Pflanzen giessen.


Nun endlich haben sie eine Stunde freie Zeit zum Spielen, koennen aber auch fuer "Games" auf den Sportplatz gehen, wo die Betreuer mit ihnen spielen, Geschichten erzaehlen, singen und tanzen, bis es Zeit fuer "bath" ist, die Kinder waschen sich und auch ihre Kleider selbst.


Danach muessen sie Hausaufgaben machen und lernen, mit einer Unterbrechung um 20 Uhr fuers Abendessen, Speisesaal im Hostel



und um 22 Uhr ist dann endlich Nachtruhe.



Was ich hier so mache
werde ich demnaechst ausfuehrlicher erzaehlen. Ich wohne im Hostel in der Loyola School in Manvi (meine ersten 2 Wochen und die Weihnachtsferien verbrachte ich in Pannur). Grob gesagt sind meine zwei Hauptaufgaben die Kleider von den Kindern zu flicken und Malunterricht in der Schule zu geben, nebenher tue ich noch ab und zu dies und das und jenes, z.B. verarzte ich kleine Wunden, ziehe Spreisel, spiele mit den Kids, erzaehle Geschichten, trockne Traenen, schlichte Streit, kuemmere mich um kranke Kinder, helfe beim Anziehen, teile Essen aus, helfe Wassereimer tragen und bei den Hausaufgaben, bin Ansprechpartner von den Kindern fuer alles moegliche...


Auf dem letzten Bild fuer heute seht ihr mich mit ein paar Kindern und William, dem Volunteer aus Frankreich.

Morgen kommen meine Schwester und meine Oma mich besuchen, sie bleiben fuer 4 Wochen und wir werden ein bisschen rumreisen, darauf freue ich mich schon sehr.

Hiermit schicke euch die allerherzlichsten Gruesse und dicke Umarmungen aus dem heissen Indien, vergesst mich nicht, bis bald,
eure fEjA