6. Dezember 2011

Lebensbedingungen... Veranstaltungen... Alltag...


Lebensbedingungen

Die Menschen hier leben in Hütten aus Brettern und Bambus mit Wellblech- oder Palmblätterdach. Wasser hat man vom Regenwasser, das in Tonnen aufgesammelt wird. Ein offener Kanal dient als Abwasserabfluss. Geduscht wird mit einem Eimer kaltem Wasser. Es gibt Kloschüsseln, gespült wird, indem man Wasser reinleert. Gekocht wird hier bei Roland mit Gas. Ob die anderen, Ärmeren auch mit Gas kochen, weiß ich gar nicht.

Roland, bei dem wir wohnen, ist keiner von den wirklich Armen für hiesige Verhältnisse, er hat einen kleinen Laden, eine Apotheke und ist dann noch Manager von SAFRA-ADAP. (Dabei reicht sein Gehalt von SAFRA gerade aus, um das College von seinem Sohn zu bezahlen und der Laden, um täglich etwas zu Essen zu haben). Er hat gerade sein Haus vergrößert, das macht jetzt einen recht ansehnlichen Eindruck: Küche, relativ großer Wohn- und Essbereich, dann noch 3 kleine Zimmerchen, Klo und Dusche. Und der Laden schließt direkt an das Haus an, zum rausgehen geht man dann einfach durch den Laden....

Eine Hütte eines Arbeites hat mich echt schockiert.... er lebt ganz alleine, eine wirklich winzige Hütte, vielleicht 2,5 auf 2m... ein Loch im Boden, indem sich Regenwasser sammelt, eine Lücke im Gebüsch als Dusche...

ja so leben sie hier.



Samstag, 3.12.

Um 6 Uhr klingelt der erste Wecker, um 6.30 Uhr nocheinmal, normalerweise stehe ich dann wenn der 3. Wecker um 7 Uhr klingelt dann wirklich auf, aber der 3. Wecker klingelte heute schon um 6.40 Uhr. Heute kommen nämlich Schüler von einer High School und einem College zum Baumpflanzprojekt, um Unkraut zu jäten und Bäume nachzupflanzen. Ich stehe auf, es ist morgens noch nicht so arg warm (also man friert nicht, schwitzt aber auch noch nicht im T-shirt) und gehe duschen. Ein Eimer kaltes Wasser und eine Schöpfkelle. Ist morgens schon eine Überwindung, sich dieses kalte Nass überzuschütten. Dann frühstück und heute dann schon um 8 Uhr los, statt um 9 Uhr. Roland geht’s heute nicht so gut, sodass er zu Hause bleibt. (Er hatte vor 3 Jahren Nierenversagen und muss zweimal die Woche zur Dialyse, langsam geht’s ihm aber immer schlechter).

Bei SAFRA-ADAP angekommen, lassen die Schüler auf sich warten, kommen erst gegen 9 Uhr. Also überleg ich mir noch, was ich denen erzählen kann. Denn ich muss natürlich auch eine Ansprache halten. Vor 120 Schülern, mit meinem grottenschlechten Englisch... Es kommt zuerst eine Fuhre Schüler, auf die andere Fuhre muss noch gewartet werden. Also versuche ich ein bisschen mit ihnen in Kontakt zu kommen... was bei den Philippinos echt schwierig ist, die sind furchtbar schüchtern. Aber einen anstarren, dass können sie gut, die Philippinos. Ich fühle mich immer wieder wie ein Marsmensch. Oder wie ein Superstar, wenn sich dann einer mal überwunden hat mich zu fragen, ob er ein Foto mit mir machen darf. Dann wollen plötzlich alle ein Foto mit mir. Jaja ;) Und auf den Bildern sieht es dann so aus, als wären wir dickste Freunde... ;) Also nachdem alle Schüler da sind, genug Fotos gemacht wurden und Johnrey und ich ne Ansprache gehalten haben, werden die Schüler in Gruppen eingeteilt und ihnen wird ein Gebiet zugewiesen (das die Ranger/Mitarbeiter zuvor vorbildhaft mit Pfosten markiert haben), in dem sie das Unkraut entfernen sollen, in einem Radius von einem halben Meter um die Bäume herum. Andere dürfen dort wo Bäume eingegangen sind, nachpflanzen. Wieder ein paar andere dürfen die Stecken, mit denen die Bäume markiert sind, oben rot anstreichen (für besseren Überblick). Die Sonne brennt vom Himmel und alle schwitzen sich halb zu Tode, aber nach eineinhalb Stunden sieht das Gebiet recht ordentlich aus. Die Schüler bekommen etwas zu trinken und von mir einen Fragebogen in die Hand gedrückt, für meine Bachelorarbeitsforschung.

Als die ganze Prozedur zu Ende ist und die Fragebögen wieder eingesammelt, fahren wir in die Stadt, es gibt nämlich noch eine andere interessante Veranstaltung, der „International Day of persons with disabilities“. Dort werden wir, also Johnrey und ich, als wir ankommen erstmal auf die Bühne gesetzt. Ich muss irgendwelche wichtigen Leute begrüßen, von denen ich überhaupt nicht kapiere, was sie sind. Vor der Bühne werden aber gerade irgendwelche Spiele gemacht. Puh ich muss wohl erstmal keine Rede halten. Die Halle ist groß und unter diesem Namen hatte ich mir auch eine etwas größere Veranstaltung vorgestellt, aber es sind nur eine Schule mit Kindern mit Behinderung (hauptsächlich blind und taubstumm) und ein paar Leute von SAFRA-ADAP da. Um diese Leere zu überspielen, ist das Mikrophon und später die Musik überlaut. Auf mich wirkt es irgendwie traurig, aber es ist wohl philippinische Mentalität, auch die kleinste Feier so aufzubauschen... Irgendwann gibt es dann Mittagessen (das die wichtigen Leute der Veranstaltung (also irgendwelche hochoffiziellen Gemeinderegierungsirgendwasmitglieder und ich natürlich) auch an dem Tisch auf der Bühne zu sich nehmen. Eigentlich hieß es, die Veranstaltung würde noch bis nachmittags um 4 Uhr gehen, aber nach dem Essen heißt es dann auf einmal, komm wir gehen nach Hause, es wäre jetzt aus. Ahja ok. Ich wollte doch noch schauen, wen ich interviewen könnte. Mist. Naja, ok, dann verteile ich halt schnell noch ein paar Fragebögen, bevor wir fahren.

Schon komisch, ich fühl mich teilweise selbst unsicher hier in dem fremden Land, aber alle erachten einen als höchstwichtige Persönlichkeit, nur weil ich weiß bin. Ach und meistens sagen sie dann alle noch, ich wäre ja soo hübsch. Schönheitsideal weiße Haut. So wie es bei uns Selbstbräuner gibt, gibt es hier Hautaufhellercremes. Schon verrückt.


Sonntag, 4.12.

Heute ist der 2. Advent und Advent wird hier ja gar nicht gefeiert.... ich vermisse die Adventszeit, die ganze Stimmung, einen Adventskranz sehr.... zum Glück hab ich den Adventskalender von der Lil hier, mit Bildern und Texten...

Sonntagabend waren wir auf einer Veranstaltung... nach Allyns Erklärungen dachte ich es wäre eine Modenschau. Es war aber eine „Talent Show“ von Jugendlichen. Hat echt Spaß gemacht. Vor allem die erste Kandidatin fand ich toll... die hatte ihren Körper angemalt (und Hose und BH) in BraunundGrüntönen und hatte Blätter in den Haaren, also es sah total gut aus. Und sie hat einen „Save our Mother Earth“-Tanz getanzt. Voll cool. Die restlichen Kandidatinnen waren meist tussige Püppchen, die gesungen oder getanzt haben. Eine hat noch Gitarre gespielt und eine hat gemalt (Jesusportrait und „Jesus I love you“ draufgeschrieben). Ansonsten waren zwischendurch noch 2 Kindergruppen, die getanzt haben. Von denen war ich echt beeindruckt! Hammer, echt, wie die tanzen! Und die Leute haben alle gejohlt und sie angefeuert, die fanden das alle ja so witzig und toll! Ich hab mich teilweise weggeschmissen, wie die Filippinos begeistert waren über diese Kinder. Herrlich. Aber ganz am Ende kam der Hammer. Ein vielleicht 3-jähriges Mädel wurde auf die Bühne gestellt, sie hat fast angefangen zu weinen und ist weggerannt. Dann ist sie mit 2 der Kandidatinnen zusammen doch nochmal auf die Bühne und hat sich getraut zu tanzen, weil die anderen mitgetanzt haben. Es war so klasse, wie dieses kleine Ding die sexy Tanzbewegungen der großen Mädels nachgemacht hat. Die zwei anderen haben sich irgendwann von der Bühne geschlichen und das kleine Mädel hat weitergetanzt. Während alle anderen Filippinos gebrüllt haben vor Vergnügen. Es war echt der Oberhammer!


Dienstag, 6.12.

Oh heute ist ja Nikolaus! Und ich hab nix gekriegt :( Wird hier gar nicht gefeiert.

Johnrey hatte doch tatsächlich heute morgen die Fragebögen für mich abgeholt, juhu. Da hab ich mich gleich mal dran gemacht, sie einzutippen.

Johnrey war heute nicht so produktiv. Die Arbeiter konnten bis 877 oder so die Bäume vermessen und dokumentieren. Johnrey bis vierhundertirgendwas eintippen. Ich konnte nachmittags einfach nicht mehr rumsitzen und hab zuerst die toten Bäume gesucht, um an die Stecken ein schwarzes Band zu knoten, dann hab ich mir Pinsel und rote Farbe geschnappt und die Stecken oben rot angemalt. Das hat echt gut getan, mal was anderes zu machen als immer nur Laptop/Papierkram usw. Aber die Bäume waren teilweise etwas chaotisch nummeriert! Da hatten sie welche vergessen, vor allem da wo eine Lücke war... und haben dann später einfach einen Stecken mit einer Nummer, die schon viel höher als die außenherum war, reingesteckt.

Arlyn hat mich gefragt, ob ich bei einer Weihnachtsfeier am Freitag mitsingen will. SAFRA-ADAP würde ein Lied vorsingen und es wäre doch so schön, wenn ich mitsingen würde. Ok. Mach ich, die freuen sich bestimmt alle. Und ist für mich auch witzig. Hab dann in der Mittagspause und heute Abend nochmal versucht dieses Lied zu lernen. Also den Refrain und eine Zeile, die ich alleine singen soll. Ich muss sagen ich bin echt unbegabt. Naja aber ich versuchs. Ist ja auch nicht einfach in Tagalog. Ich check das doch mit den Betonungen nicht, die Wörter sind für mich so seltsam betont... naja ich werds lernen. Der Refrain wird ja auch im Chor gesungen. Nur eine Zeile allein. Das ist doch zu schaffen ;)

Keine Kommentare: